Die Anfänge des Alaunschieferbergbaus

Im Jahr 1542 begann eine neue Ära für die Stadt Plauen: Der Bergbau auf Alaunschiefer wurde in dem Bergwerk aufgenommen, das später den Namen „Ewiges Leben“ tragen sollte. Die beiden erfahrenen Marienberger Bergleute Martin Schilling und Franz Lingk erkannten das Potenzial der Plauener Bodenschätze und erschlossen systematisch die Grube. Mit dem bergmännischen Fachwissen aus dem traditionsreichen Marienberg ausgestattet, begannen sie den Abbau des kostbaren Alaunschiefers, der sich als überaus wertvoll für die damalige Zeit erweisen sollte.

Fast drei Jahrhunderte lang, bis etwa 1826, wurde in den unterirdischen Gängen und Stollen des Bergwerks gearbeitet. Die Bergleute folgten den Alaunschiefervorkommen tief in den Plauener Untergrund und schufen dabei ein ausgedehntes Stollensystem, das heute noch zu erkunden ist.

Der kostbare Rohstoff und seine Verwendung

Der in mühsamer Arbeit abgebaute Alaunschiefer war zur damaligen Zeit ein begehrter Rohstoff, dessen Wert jedoch erst nach einem aufwendigen Verarbeitungsprozess zur Geltung kam. Um das im Schiefer enthaltene Alaunsalz zu gewinnen, bedurfte es eines immensen Aufwands der Aufbereitung. Der rohe Alaunschiefer musste zunächst gerösteht, ausgelaugt und durch verschiedene chemische Prozesse zu dem begehrten Alaunsalz weiterverarbeitet werden.

Dieses Alaunsalz war in den Gerbereien und Färbereien der damaligen Zeit unverzichtbar. In der Gerberei diente es als Beizmittel zur Herstellung von weißgarem Leder, während es in den Färbereien als essentieller Farbfixateur eingesetzt wurde. Ohne Alaun konnten viele Farben nicht dauerhaft auf Textilien gebracht werden – es war gewissermaßen der Schlüssel zur leuchtenden Farbenpracht mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Gewänder.

Die Bedeutung des Alauns ging jedoch weit über diese beiden Anwendungsbereiche hinaus: In der Medizin wurde es als adstringierendes Mittel verwendet, beim Leimen von Papier fand es ebenso Anwendung wie bei der Herstellung von Tinte. Diese vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machten den Alaunschieferbergbau zu einem durchaus einträglichen Geschäft.

Das Bergwerk im Wandel der Zeit

Diese doppelte Geschichte – erst Bergbau, dann Luftschutz – macht das Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ zu einem einzigartigen historischen Zeugnis, das verschiedene Epochen der deutschen Geschichte miteinander verbindet.

Der Bergknappenverein und die Wiederbelebung

Seit 1997 hat es sich der Vogtländische Bergknappenverein zu Plauen e.V. zur ehrenvollen Aufgabe gemacht, die Geschichte dieses bemerkenswerten Bergwerks lebendig zu halten. Mit großem ehrenamtlichen Engagement haben die Vereinsmitglieder die teilweise verschütteten Gänge und Stollen wieder aufgewältigt und für Besucher zugänglich gemacht.

Bei den fachkundigen Führungen durch das Bergwerk erfahren interessierte Besucher alles Wissenswerte über die faszinierende Geschichte des Alaunschieferbergbaus. Die ehrenamtlichen Führer, oft selbst mit bergmännischem Hintergrund, erläutern nicht nur die geologischen Besonderheiten und die historischen Abbaumethoden, sondern auch die spätere Nutzung der Stollen als Luftschutzkeller während des Zweiten Weltkriegs.

Das Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ ist heute weit mehr als nur ein historisches Relikt – es ist ein lebendiges Denkmal vogtländischer Bergbautradition und ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich ehrenamtliches Engagement für die Bewahrung kultureller Schätze einsetzen kann. Die Geschichte des Bergbaus ist genauso interessant wie die spätere Nutzung der Stollen durch die Plauener Bevölkerung zu Luftschutzzwecken – zwei verschiedene Epochen, die in den unterirdischen Gängen ihre Spuren hinterlassen haben.

Wer heute das Bergwerk besucht, wandelt auf den Spuren von fast 500 Jahren Geschichte: von den ersten Marienberger Bergleuten des 16. Jahrhunderts bis hin zu den Plauener Familien, die hier während der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs Schutz suchten. Es ist diese vielschichtige Geschichte, die das Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ zu einem ganz besonderen Ort der Erinnerung und des Lernens macht.



Hinweis: Unser Bergwerk gehört mit zu den äußerst wenigen Besucherbergwerken in Deutschland das behindertengerecht ausgebaut ist! Es ist also auch Rollstuhlfahrern (nach vorheriger Absprache bei der Anmeldung/Buchung) möglich, ca. 90% unserer Führungswege durch das Bergwerk mit dem Rollstuhl zu nutzen. *Seiteneingang (Tür 95cm), für Rollstuhlfahrer über Rampe (ca. 30% Steigung, 0,7m lang), Gänge 90-120cm breit, engste Stelle im Bergwerk 76cm, Wege befestigt, im gesamten Bergwerk keine Stufen!* empfohlen von “Sachsen-barrierefrei”.

Behindertengerechte Toilette im Alaunbergwerk