
Die Geschichte der Burg Dobenau in Plauen
Ursprung und frühes Mittelalter
Die Geschichte der Burg Dobenau in Plauen reicht bis in das frühe Mittelalter zurück und ist eng mit der Entstehung des Vogtlandes verknüpft. Die Burgruine Dobenau, die sich auf einem markanten Bergsporn über dem Syrabach im heutigen westlichen Stadtgebiet von Plauen befindet, gehört zu den ältesten Wehranlagen der Region. Der Ursprung der Burg wird auf das 11. oder 12. Jahrhundert datiert, wobei archäologische Funde eine Nutzung zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert bestätigen. Die Burg wurde auf dem sogenannten Dobenaufelsen errichtet und hatte eine strategisch wichtige Position zur Kontrolle der alten Handelsstraße in Richtung Elsterberg.
Die Eversteiner und der Dobnagau
Die Burg Dobenau hat ihren Namen vom Dobnagau, einem mittelalterlichen Gebiet, das die späteren Herrschaften Plauen und Voigtsberg umfasste. Der Gau entstand während der Ostkolonisation und gehörte zur Mark Zeitz sowie kirchlich zum Bistum Naumburg-Zeitz. Ab Anfang des 12. Jahrhunderts kamen Familienmitglieder der südniedersächsischen Grafen von Everstein (auch Eberstein genannt) in die Plauener Gegend. Diese adeligen Familien leiteten hier den Landesausbau durch Rodung und die Ansiedlung vorwiegend fränkischer Siedler in den bis dahin slawisch geprägten Gebieten. Der erste Sitz der Eversteiner befand sich auf dem Dobenaufelsen im Syratal, also auf der Burg Dobenau.Bereits kurz vor 1122 stiftete Adalbert von Everstein die Johanniskirche in Plauen. Bei der Weihe dieser Kirche durch Bischof Dietrich I. von Naumburg im Jahr 1122 wurde das Gebiet erstmals urkundlich als „pagus Dobna“ mit dem „vicus plawe“ (Ort Plauen) erwähnt. Dies ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung Plauens.
Die Vögte von Plauen
Im Laufe des 13. Jahrhunderts gab es einen Herrschaftswechsel. Die Eversteiner kehrten vermutlich in ihre Heimat im Weserbergland zurück, oder die dort ansässige Hauptlinie hatte die Neugründung Dobnagau geerbt. Im Jahr 1236 erscheint Plauen zum ersten Mal im Besitz der Vögte von Weida. Offenbar war bereits Heinrich II. „der Reiche“ († um 1209) von Weida, Gera und Greiz von den Eversteinern mit Plauen belehnt worden und führte wie diese ebenfalls einen Löwen im Wappen. Die Vögte von Plauen erbauten dann eine neue Burg im Stadtgebiet von Plauen als ihren Hauptsitz. Die Burg Dobenau diente zu dieser Zeit möglicherweise als Vorposten.Am 25. Mai 1278 kam der bisherige Landesherr, der niedersächsische Graf Konrad von Everstein, persönlich nach Plauen und überschrieb seinem Schwager, dem Vogt Heinrich I., die Stadt Plauen und den Gau Dobena. Dies markierte den endgültigen Übergang der Herrschaft an die Vögte. Erst 1328 verzichtete Graf Hermann von Everstein auf alle Lehen im „Gebiet Dobene“.
Die Wolfgangskapelle und der Niedergang
Um 1470 wurde auf der bereits verfallenen Burgruine Dobenau die gotische Wolfgangskapelle aus Steinen der Burgruine errichtet. Diese Kapelle hatte jedoch nur eine kurze Lebensdauer, denn sie wurde bereits 1525 während des Bauernkrieges zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Zerstörung der Kapelle fällt in eine Zeit großer sozialer und religiöser Umwälzungen. In Plauen hatten die reformatorischen Ideen Luthers bereits 1521 Fuß gefasst, und vier Jahre später stürmten Bürger das Dominikanerkloster und vertrieben die Mönche aus der Stadt.
Das Bergwerk „Gnade Gottes“
Im späteren Verlauf der Geschichte wurde das Gebiet der Dobenau auch für den Bergbau genutzt. Das Bergwerk „Gnade Gottes“ auf der Dobenau stellt ein interessantes Kapitel in der Geschichte der Burgruine dar. Nach historischen Aufzeichnungen wurde dieses Bergwerk im Jahr 1677 erwähnt. Die Silbergrube auf der Burgruine Dobenau wurde über Jahrhunderte betrieben und hat zur weiteren Zerstörung der ursprünglichen Burganlage beigetragen. Die Innenfläche der Burg ist durch diesen Bergbau erheblich beeinträchtigt worden.
Das Dobenaugut
Im östlichen Bereich der ruinösen Wehranlage wurde nach 1536 das Dobenaugut angelegt, welches aus einem Fachwerkwohnhaus und einem Wirtschaftshof bestand. Es wurde 1840 und 1875 als Vorwerk nachgewiesen und existierte bis 1945, als es zerstört wurde.
Erhaltene Überreste und heutiger Zustand
Die Ruine Dobenau, die auch als Dobenauburg und Dobenaufelsen bezeichnet wird, befindet sich heute im westlichen Stadtgebiet von Plauen auf einem Bergsporn über dem Syrabach nahe des Plauener Stadtparkteichs. Zu erreichen ist der Aussichtspunkt über Wanderwege, die von der Hainstraße und der Straße Tennera abzweigen.Von der einstigen Burganlage sind noch Reste der Umfassungsmauer sowie zwei Abschnittsgräben erhalten. Der innere Graben ist etwa 10 m breit und bis zu 2 m tief, der äußere ist ungefähr 5 m breit und bis zu 1 m tief. Der Abstand zwischen den beiden Gräben beträgt rund 18 m. Seit 1959 steht die Burgruine Dobenau unter Bodendenkmalschutz.
Die Sage von der weißen Frau auf der Dobenau
Mit der Burg Dobenau ist auch eine bekannte Sage verbunden: Die Geschichte der „weißen Frau auf der Dobenau“. Der Legende nach lebten einst auf der Dobenau zwei Brüder, die ein schönes Fräulein mitgebracht hatten. Die Fremde liebte beide Brüder gleichermaßen und konnte sich für keinen entscheiden. Aus Eifersucht kam es zum Zweikampf zwischen den Brüdern, bei dem beide starben. Voller Reue lebte die Frau danach wie eine Nonne in weißen Kleidern auf der Dobenau, bis auch sie starb. Der Sage nach soll ihr Geist nachts durch das Tal bis nach Reusa wandeln, armen Kindern goldene Semmeln schenken und in den unterirdischen Gängen der Dobenau reiche Schätze bewachen.Diese Sage, die von Dr. Johann August Ernst Köhler in seinem Werk „Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Überlieferungen im Voigtlande“ dokumentiert wurde, ist ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region und verleiht der Burgruine Dobenau eine zusätzliche, mystische Dimension.
Historische Bedeutung
Die Burg Dobenau stellt ein wichtiges Zeugnis der frühen Geschichte des Vogtlandes dar. Sie dokumentiert die Phase der deutschen Ostkolonisation im 11. und 12. Jahrhundert und die Etablierung feudaler Herrschaftsstrukturen in der Region. Als vermutlich älteste Burganlage im Plauener Stadtgebiet ist sie von besonderem kulturhistorischem Wert. Ihre Geschichte spiegelt die wechselvolle Entwicklung der Region wider – vom mittelalterlichen Machtzentrum über die religiöse Stätte der Wolfgangskapelle bis hin zur wirtschaftlichen Nutzung durch Bergbau und Landwirtschaft.Heute ist die Burgruine Dobenau ein beliebter Aussichtspunkt und ein wichtiges archäologisches Denkmal, das an die frühe Geschichte der Stadt Plauen und des Vogtlandes erinnert.