Der Luftschutzkeller der VOMAG Plauen – Ein unterirdisches Zeitzeugnis der Industriegeschichte

Geschichte und BedeutungMitten im Herzen der Stadt Plauen verbirgt sich ein beeindruckendes Relikt der Industriegeschichte: Das ehemalige Luftschutzkellersystem der Vogtländischen Maschinenfabrik AG (VOMAG). Was ursprünglich als Eisenerzgrube „Unverhofft-Glück-Fundgrube“ um 1870 und später als Kalkwerk diente, wurde ab 1937 zu einem der größten Luftschutzbunkeranlagen in Sachsen ausgebaut.Die VOMAG, einst eines der bedeutendsten Industrieunternehmen im Vogtland mit bis zu 6.000 Mitarbeitern, erkannte früh die drohenden Gefahren des sich abzeichnenden Krieges. In weiser Voraussicht begann man, die bereits vorhandenen unterirdischen Strukturen zu einem umfangreichen Luftschutzsystem für die Belegschaft zu erweitern. In aufwendiger Arbeit wurde ein ausgeklügeltes Stollensystem geschaffen, das auf drei Ebenen angelegt wurde und über vier mit Gasschleusen gesicherte Zugänge verfügte.

Technische Meisterleistung

Das Stollensystem der VOMAG war für seine Zeit eine beeindruckende technische Leistung. Mit einer Überdeckung von bis zu 28 Metern sollte es selbst schwersten Bombenangriffen standhalten. Die Anlage verfügte über:- Drei unterirdische Ebenen (Sohlen)- Vier separate Zugänge mit Gasschleusen zum Schutz vor chemischen Kampfstoffen- Eine eigenständige Stromversorgung- Ein unabhängiges Wasserversorgungssystem- Belüftungsanlagen für bis zu 8.000 MenschenDie Dimensionen des Systems waren gewaltig: Bis zu 8.000 Beschäftigte der VOMAG konnten hier bei Luftangriffen Schutz finden – ein klarer Hinweis auf die Bedeutung des Unternehmens für die Kriegswirtschaft des Dritten Reiches.

Bedeutung im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die VOMAG zu einem wichtigen Rüstungsbetrieb. Ab 1942 begann hier die Produktion von Panzer IV und später des Jagdpanzers IV. Die Fabrik war damit ein strategisches Ziel für die alliierten Bombenangriffe auf Plauen.Zwischen September 1944 und April 1945 wurde die Stadt Plauen durch insgesamt 14 Luftangriffe der britischen Royal Air Force und der US-amerikanischen Luftwaffe zu 75% zerstört. Das ausgeklügelte Luftschutzsystem der VOMAG erwies sich in dieser Zeit als lebensrettend für tausende Arbeiter des Werkes und bewahrte sie vor den verheerenden Bombardements.

Nachkriegszeit und heutiger Zustand

Nach Kriegsende im Mai 1945 wurden die Zugänge zum Stollensystem von der sowjetischen Besatzungsmacht gesprengt und verschlossen. Lange Zeit geriet die Anlage in Vergessenheit, bis zwischen September 2010 und Februar 2011 Bergsicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden.Heute ist das einst so umfangreiche Stollensystem der VOMAG nicht mehr öffentlich zugänglich. Doch als Vogtländischer Bergknappenverein zu Plauen e.V. halten wir die Erinnerung an dieses bedeutende Industriedenkmal wach.

Historische Einordnung und Vermittlung

Der Luftschutzkeller der VOMAG steht exemplarisch für die Industriegeschichte Plauens und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Er verdeutlicht die damalige Kriegswirtschaft, aber auch die technischen Fähigkeiten und den Selbsterhaltungswillen der Menschen in dieser schwierigen Zeit.Während der VOMAG-Luftschutzkeller selbst nicht mehr zugänglich ist, betreut unser Verein das „Luftschutzmuseum Meyerhof“ in der Syrastraße. Dort haben wir einen ehemaligen Luftschutzkeller, der von der Plauener Bevölkerung während der Kriegsjahre genutzt wurde, begehbar gemacht und mit Exponaten aus der Zeit der Bombenangriffe ausgestattet.Als Teil unseres Projektes „Plauen unter Tage erleben“ bieten wir Führungen an, bei denen wir auch über die Geschichte der VOMAG und ihr Luftschutzsystem informieren. Die 50 Exponate im Luftschutzmuseum, vorwiegend gespendet von Plauener Bürgern, die diese Zeit erlebt haben, vermitteln einen authentischen Eindruck dieser dramatischen Epoche.

Verbindung zum Alaunbergwerk „Ewiges Leben“

Unter dem Motto „Plauen unter Tage erleben“ erschließt der Vogtländische Bergknappenverein zu Plauen e.V. seit 1997 verschiedene unterirdische Anlagen der Stadt für die Öffentlichkeit. Neben dem Alaunbergwerk „Ewiges Leben“, dessen Bergbaugeschichte bis ins Jahr 1542 zurückreicht, machen wir auch die Geschichte des Luftschutzes in Plauen erlebbar.Während das Alaunbergwerk Einblicke in die frühe Industriegeschichte des Vogtlandes bietet, erzählt das Luftschutzmuseum die jüngere Geschichte der Stadt während des Zweiten Weltkriegs. Beide Anlagen sind wichtige Zeugnisse der industriellen Vergangenheit Plauens und werden vom Bergknappenverein mit großem ehrenamtlichen Engagement betreut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Besuchsinformation

Während der originale Luftschutzkeller der VOMAG nicht mehr zugänglich ist, laden wir Sie herzlich ein, das Luftschutzmuseum Meyerhof und das Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ zu besuchen. Bei unseren fachkundigen Führungen erfahren Sie mehr über die Geschichte des Luftschutzes in Plauen und die Bedeutung der VOMAG für die Stadtgeschichte.Informationen zu Führungszeiten und -preisen finden Sie auf unserer Website unter der Rubrik „Führungen“ oder kontaktieren Sie uns direkt.Ein herzliches „Glück Auf!“ vom Team des Vogtländischen Bergknappenvereins zu Plauen e.V.